Merida

 

MeridaMerida
So nach all den Mayastädten wurde es Zeit mal wieder etwas anderes zu sehen. Als letzte Station auf unserer Rundreise stand Merida auf dem Programm. Merida ist Zentrum der Verwaltung und Wirtschaft im Bundesstaat Yucatan, die größte Stadt auf der Halbinsel, der größte Arbeitgeber ist der Staat mit seinen Dienststellen. Rund 40 Maquiladora-Fabriken haben sich hier angesiedelt. Es gibt Brauereien, frucht verarbeitende Betriebe und Unternehmen, die Sisalteppiche herstellen. Sisal? Was ist denn das?
Als die Spanier Yucatan eroberten, fanden sie nicht das erhoffte Gold, nur stachelige Pflanzen, das Einzige, was im kargen Nordwesten wuchs. Erst sehr viel später, Mitte des 19 Jahrhundert entdeckte man die Henequen-Agave als „grünes Gold". Die Maya hatten die harten dornigen Blätter immer schon weich geschlagen und die Fasern herausgeschält, um Seile, Körbe und Säcke für den Transport zu knüpfen.
Ela in Merida


Nach der Unabhängigkeit erkannten die Hacendados den Nutzen der Pflanze und weiteten den Anbau aus. Die Indigenas mussten als Tagelöhner schwerste Arbeit leisten, und wie Sklaven wurden sie gehalten, wenn sie in Schuldabhängigkeit gerieten. Körperliche Erleichterung, dafür mehr Arbeit auf den Feldern, brachte eine Maschine, die in Sekundenschnelle die goldgelben Fasern aus den Blättern presste. Nahezu gleichzeitig wurde in den USA die Mähmaschine erfunden, die auch Garben binden konnte. Die Nachfrage nach Henequen stieg, das nun, weil es leichter auszusprechen war, nach dem Ausfuhrhafen Sisal benannt wurde. In Yucatan begann um 1850 das goldene Zeitalter der Henequen-Barone. Über ein Jahrhundert hin bedeutete es immensen Reichtum für wenige. Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Einführung der Kunstfaser sank die Nachfrage an Sisal.
Aber zurück nach Merida. Gegründet wurde Merida 1542 von Francisco de Montejo, der mit seinem Vater rund 20 Jahre brauchte, um Yucatan zu unterwerfen. Die neue Stadt entstand auf den Grundmauern und mit den Steinen der allen Maya-Stadt Tihu.
 

Merida heißt auch „weiße Stadt", wobei es für die Herkunft des Beinamens verschiedene Interpretationen gibt: die traditionell weiße Kleidung der Maya, die überwiegend geweißten Häuser und -wohl die wahrscheinlichste Begründung - die städtischen Weißen (und Mestizen), die sich vom Rest der Bevölkerung abgrenzten. Indigenas, Schwarze und Mulatten lebten in jeweils eigenen Barrios und durften das Zentrum nicht betreten.

Merida - Casa de MontejoDer wichtigste Ort in Merida ist der Plaza Mayor, hier steht auch die Casa de Montejo, Wohnhaus der oben erwähnten Familie Montejo bis in jüngste Zeit, ist nun Sitz einer Bank. Im Innern wurde das Patiohaus mehrfach umgestaltet. Ein Salon mit Deckenmalerei und Wänden aus edlem Holz spiegelt die alte Pracht. Im Originalzustand präsentiert sich die kunstvolle Fassade: in der Mitte das Wappen der Montejos, beiderseits spanische Soldaten, die auf den Köpfen von Indios herumtrampeln - Sinnbild der Unterdrückung, wie sie die Spanier fast 300 Jahre lang als Kolonialherren und darüber hinaus als Hacendados ausüben sollten. Zum Schutz vor aufständischen Maya wurde die Stadt in der Kolonialzeit mit einer Mauer umgeben. Von ihren acht Toren sind drei teilweise vorhanden. Aber ich schweife schon wieder ab.

Catedral San Ildefonso - Plaza Mayor - Merida

 

 

 

 

 

Das nächste hübsche Bauwerk am Plaza Mayor ist die trutzige Catedral San Ildefonso mit ihren 40m hohen Türmen. Sie wurde 1561-1598 erbaut. Gewaltige Säulen gliedern den dreischiffigen, fast 90m langen Innenraum. Ein schlichtes 10m hohes Holzkreuz ersetzt den „reich mit Silber verzierten Altar", der hier einmal stand. Während der Revolution wurde er zerstört. Die schwarze Christusfigur links daneben ist Anziehungspunkt für Gläubige, die auf Wunder hoffen. Denn Wunder begleiten diese Figur. Eine Nacht lang loderte ein vom Blitz getroffener Baum, ohne dass Spuren zurück blieben. Na ja wenn den so gewesen ist...

 


Gouvenorspalast in MeridaRathaus in Merida

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Westseite schließt das seit 1735 mehrfach umgebaute Rathaus, der Palacio Municipal, mit seinen maurischen Bögen und dem Glockenturm (1928) die reizvolle Plaza Mayor ab.

 


Plaza Mayor - MeridaPlaza Mayor - Merida

 

 

 

 

 

 

 

Die Plaza Mayor wird auch Plaza de Armas, Plaza Principal oder Plaza de la Independencia genannt. Unter den schattigen Lorbeerbäumen, auf den s-formige Steinbänken legen wir eine Pause ein und schauen uns das Schauspiel eines Fahnenwechsels an. Sehr militärisch. Nach einer ausgiebigen Pause wollen wir uns noch den Markt von Merida ansehen.


Meridas Mercado MunicipalMeridas Mercado Municipal gehört zu den buntesten und aufregendsten Märkten in ganz Mexiko und spricht mit seinen Farben, Gerüchen und Geräuschen alle Sinne an. Aber haltet eure Geldbörsen gut fest, hier sind immer reichlich Taschendiebe unterwegs. Die Haupthalle befindet sich in Nachbarschaft zum prachtvollen Postgebäude, doch längst wurden weitere Straßenblocks von Calle 54 bis 60 und Calle 65 bis 69 ins Marktgeschehen einbezogen.
Markt in Merida

 

 

 

Es herrscht ein Kommen und Gehen, ein Geschiebe und Gedränge. In der einen Ecke versuchen sich Marktschreier an Lautstärke zu überbieten, aus der anderen dröhnt noch lautere Mariachi-Musik. Busse und Lastwagen donnern stinkend vorbei.

 

Markt in MeridaMeridas Mercado Municipal

 

 

 

 

 

 

 

Zwei Schritte weiter ist die Luft erfüllt vom Duft von Orangen, Ananas und Guanabanas, während einem nur wenig entfernt der strenge Geruch frisch geschlachteter Tiere den Atem nimmt. Alles hat seinen festen Platz: Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch und lebende Hühner hier, Lederwaren, Haushaltsartikel, Wäsche und Werkzeug dort. Daneben eine Reihe von Essensständen, und überall fliegende Händler.

Meridas Mercado MunicipalMarkt in Merida

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt auch eine eigene Halle für bestickte Blusen und Hängematten, Schnitzereien, Flecht- und Webarbeiten. Die gute Qualität ist sehr unterschiedlich. Sehr interessant, aber wir unterbrechen den Besuch doch zwei mal um wieder frische Luft zu schnappen, denn die Gerüche sind für europäische Nasen ganz schön heftig. Interessant war es schon in Merida, aber schön ist wirklich etwas anderes.
 

Auf der nächsten Seite steht was zu Cancun und der Entstehung von Hurrikanen....