Die Keys und Key West


 

 

Die Keys und Key West
Seven-Mile-BridgeZuerst ist es mal an der Zeit mit einem grossen Missverständnis aufzuräumen:
Mit dem englischen Wort Key = Schlüssel haben die Florida Keys nichts zu tun. Es handelt sich um die anglisierte Form des spanischen Wortes Cayo ("kleine Insel").
1912 war Key West zum ersten Mal über Land erreichbar, aber nicht mit dem Auto. Henry Flagler machte seinen Traum war.
Niemand wollte daran glauben. Ingenieure und Politiker hielten ihn für verrückt, doch Henry Flagler war von seinem Traum nicht abzubringen. Im stolzen Alter von 75 Jahren machte er sich daran, sein Lebenswerk mit einer technischen Meisterleistung zu krönen. Seit 1885 hatte der Bahn-König Flagler die Schienen seiner East Coast Railway von St. Augustine über Palm Beach bis nach Miami vorangetrieben. Nun fehlte das letzte Stück: eine Bahnlinie 200 km übers Meer bis hinab nach Key West.
Unterwegs Richtung Key WestUnd der Wille des mächtigen Tycoons wurde Wirklichkeit. Tausende von Männern bauten Dämme und Pfeiler, gewaltige Aquädukte wurden über die flache See gelegt, in Key West mußte sogar eigens Land aufgeschüttet werden für einen Bahnhof. Und der Bahnhof war zugleich ein Pier, von dem aus die Dampfer nach Kuba ablegen sollten. 1912 war es dann soweit: Henry Flagler fuhr in seinem Salonwagen mit dem ersten Zug von Miami nach Key West.
Vier Monate nach der Eröffnung der Linie starb der Bahnpionier, doch seine Züge dampften weiter und brachten Siedler und Touristen. Erst 1935 wurde der Verkehr eingestellt, nachdem ein Hurrikan einen mit Arbeitern vollbesetzten Zug von den Schienen gefegt hatte und über 800 Menschen dabei ums Leben gekommen waren. Auf den Brücken und Dämmen der Bahnlinie wurde später der Overseas Highway erbaut - und Flaglers Traum vom Weg über das Wasser lebt bis heute fort.
Die Keys bilden das tropische Ende Floridas: Hier warten schimmernde Buchten mit tiefgrünen, von Palmen und Mangroven umsäumten Ufern, Riffe mit hunderterlei Arten von farbenprächtigen Fischen, geschäftige Jachthäfen und natürlich stimmungsvolle Bars mit Blick auf den Sonnenuntergang. Allein schon die Straße über die gut 200 km lange Inselkette der Keys macht die Reise zu einem einzigartigen Erlebnis: Der Highway 1, der berühmte 0verseas Highway, hüpft über 42 Brücken von Insel zu Insel bis Key West. Es sind insgesamt 32 Inseln.
Bei der Fahrt von Miami hat man erst nach überqueren der Brücke über Whale Harbor nach Upper Matecumbe Key das Gefühl übers Wasser zu fahren. Hier zeigt sich zum erstenmal deutlich, wie diese winzigen Inseltupfer von endlosen Wassermassen umgeben sind.
Auf der Fahrt nach Key West und auf Key West selbst tut man gut daran, die Uhr zu vergessen und sich zu entspannen. Die Couch (gesprochen Konk), wie sich die Bewohner von Key West und der anderen südlichen Inseln nennen, halten überhaupt nichts von Hektik.
Unterwegs Richtung Key WestNach dem Ort Maraihon (184km) auf Vaca Key folgt dann die längste Brücke am Overseas Highway: die Seven-Mile-Bridge. In breiter Doppelspur führt sie auf 546 Betonpfeilern übers flache Meer, so weit, dass im Dunst am Horizont die nächste Insel oft gar nicht zu erkennen ist. Parallel zu der 1982 errichteten Brücke führt die einst von Henry Flagler erbaute alte Bahnbrücke, die nun teilweise als Angelpier dient. Hier wird die Wahnsinnsleistung von Henry Flagler besonders deutlich. Eine andere alte Brücke steht noch einige Kilometer weiter am Südende von Bahia Honda Key, wo im Bahia Honda State Park der schönste Sandstrand der    Keys liegt. Im Schatten der großen Palmen, deren weit ausladende Fächer sich leise in der warmen Brise wiegen, sollte man sich ruhig ein paar Stunden Pause gönnen, um für das rechte Karibik-Feeling eingestimmt zu werden.
Hier noch ein praktischer Tip: Die Adressen auf den Inseln werden oft nach den "Milemarkers" angegeben, also z. B. "MM 88". Das bedeutet, ein Hotel oder Restaurant liegt an oder nahe der US 1 beim Meilenstein 88. Gezählt werden die Meilen von Key West aus.

Key West
Das bunte, quirlige Key West ist bestimmt die bekannteste Kleinstadt Floridas. Hier muß man als Besucher des Sonnenstaates einfach gewesen sein. Key West verkörpert wie kein anderer Ort das Lebensgefühl der Keys. Die kunterbunte Mixtur der lebenslustigen Einwohner trägt hierzu ebenso bei wie die stimmungsvolle Architektur der Altstadt. Key West war als südlichste Stadt Nordamerikas immer schon etwas anders - und es ist heute noch stolz darauf.
Es wäre töricht, diese Stadt nach einem festgelegten Plan erkunden zu wollen. Natürlich gibt es Fixpunkte wie das Hemingway House, ein Drink in Hemingways Stammkneipe Sloppy Joe's Bar oder eine historische Rundfahrt mit einer motorisierten Kleinbahn namens Conch Train. Ansonsten aber sollte man sich treiben lassen.
Bei einer Rundfahrt mit dem Conch Tour Train oder dem Old Town Trolley kann man sich zunächst einmal einen Überblick verschaffen (Abfahrt am Nordende der Duval St.).
Danach kommt natürlich ein Spaziergang entlang der Duval Street. An der Ecke Greene Street steht hier das berühmte Sloppy Joe's, die Bar, in der Ernest Hemingway angeblich seine Nächte beim Rum verbrachte.
Sloppy Joe's BarSloppy Joe's Bar

 

 

 

 

 

 

 

Captain Tony's SaloonAlte Fotos und andere Erinnerungsstücke rufen die Zeit Hemingways zurück. Ob die mottenzerfressenen ausgestopften Fische an den Wänden wirklich von "Papa", (wie er von seiner Familie zärtlich genannt wurde) gefangen wurden, steht dahin. Derartige Behauptungen sind in Key West schwer nachzuprüfen.

Die echte - wenn auch weniger gemütliche Hemingway-Kneipe, "Captain Tony's Saloon", steht übrigens einige Schritte weiter in der Greene Street. Die Dekoration: Wände voller Visitenkarten und Zeitungsausschnitte, führen uns in die legendären Tage von Ernest Hemingway zurück. Diese Bar war ursprünglich einmal Hemingways berühmte Stammkneipe, Sloppy Joe's. Captain Tony Tarracino übernahm sie später und brachte seine eigene farbige Persönlichkeit ein. Tony's Saloon gilt als die älteste Bar im ganzen Staat Florida.
Das wichtigste Pilgerziel für Literaturfreunde in Key West liegt in der Whitehead Street Nr. 907: das
Hemingway House. Hier wohnte der spätere Nobelpreisträger von 1931 an, ehe er nach Kuba übersiedelte. In dem kleinen Arbeitszimmer im Nebenhaus des Anwesens schrieb er vom "Haben und Nichthaben" und vom "Schnee am Kilimandscharo".
 

 Conch HäuserDie Conch und ihre Häuser:
Conch heißen hier nicht nur Muscheln und die Leute. Conchs nennt man auch die typischen weißgestrichenen Holzhäuser von Key West.
 
 Conch Häuser

 

 

 

 

 

Die Bewohner von Key West haben sich mit Begeisterung an die Renovierung der Kolonialhäuser gemacht, so dass sich die Insel allmählich in ein Museum verwandelt. Die meisten dieser Häuser befinden sich in Privatbesitz. Die Eigentümer tun jedoch alles, damit ihr Haus auf die wachsende Liste der Sehenswürdigkeiten kommt, die auf der historischen Rundfahrt des Conch Train erwähnt werden. Wen diese traditionelle Architektur von Key West besonders interessiert, sollte sich jedoch besser zu Fuß oder mit einem Mietfahrrad umschauen, denn der Conch Train ist doch sehr schnell an den Häusern vorbei, so dass man die Details nicht bewundern kann.


 Conch Häuser Conch Häuser

 

 

 

 

 

 


 

 Conch Häuser

Was als Conch House in Key West gilt, ist nicht genau definiert. Unerläßliche Merkmale sind jedoch die schön gearbeiteten Holzgeländer und die weitläufigen Veranden. Die Häuser erinnern an das frühe Nordamerika in Neu-England, an den britischen Kolonialstil auf den Bahamas, den französischen und spanischen Kolonialstil von New Orleans - oft findet man sie alle in einem Haus vereint. Die Häuser haben Fensterläden, Zisternen für das Regenwasser und kleine viereckige Dachluken zur Belüftung. Die meisten sind  mindestens  hundert Jahre  alt. Conch-Häuser wurden im vorigen Jahrhundert von Schiffszimmerleuten gebaut, die zuvor niemals ein Haus entworfen hatten. Einige der typischsten Beispiele sind in der Old Town anzutreffen.

 

Southernmost Point

 

 



Southernmost Point, der südlichste Punkt am Ende von Duval Street, hat seinen geographischen Titel an einen Punkt auf Big Island in Hawaii verloren, egal man tut hier einfach so als hätte man es nicht bemerkt. Aber immerhin liegt dieses viel fotografierte Wahrzeichen immer noch 600 Kilometer südlich von Kairo und fast 1300 Kilometer südlich von Los Angeles.
 

 

 


Mallory PierSunset am Mallory Square
Die Sonne geht hier nicht einfach unter, sie wird hier jeden Abend von einer erstaunlichen Mischung von Gauklern, Feuerschluckern, Pseudo-Matrosen, Bongotrommlern und Banjospielern verabschiedet. Und dazu kommt noch jede Menge sonstiges Volk.

 

Mallory Pier

 

 

 

Mallory Square

 

 

 

 

 

 

 

Das Schauspiel beginnt am Mallory Square, bevor die Sonne versinkt. Diese Show sticht sogar bisweilen die Hauptattraktion aus: den Sonnenuntergang über dem Golf von Mexiko mit seinen Bilderbuchfarben. Erst zeigt er sich am Himmel als rosa Streifen, dann entzündet sich der Horizont rot und orange in allen Schattierungen. Das Schauspiel reißt die Menge bisweilen zu anhaltendem Applaus hin.


Sunset am Mallory SquareSunset am Mallory Square

 

 

 

 

 

 

 

Sunset (mit großem S), wie das Ereignis hier genannt wird, lockert die Leute auf. Manche trinken Wein, andere rauchen Hasch. Florida ist wegen seiner Nähe zu Südamerika, Jamaika und Mexiko die größte Einfuhrschleuse für Marihuana und andere illegale Drogen.
 

Weiter geht es in den Everglades National Park.....