Everglades National Park Die Everglades sind einmalig. Etwa 300 verschiedene Arten von Vögeln, 600 Fischarten und zahllose Säugetiere sind hier beheimatet. Allein 45 Pflanzenspezies, die man sonst nirgends findet, wurden gezählt. Geologen und Geographen sagen, es gebe auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares, doch das Paradies der Everglades ist ernsthaft bedroht.

Manche Fachleute meinen, es sei nur noch eine Frage weniger Jahrzehnte, bevor der Angriff des Menschen die fragile Umwelt der Everglades unwiderruflich verändert hat. Schon haben Deiche und über 2000 Kilometer Kanäle eine Landschaft zerteilt, wo früher keinerlei Kunstbauten den normalen Fluß des Wassers störten. In der Tat hat schon das Pionier korps der Armee mit seinen Bauten die natürlichen Kreisläufe umgekehrt.

Sie öffnen die Schleusentore im Winter, wenn die Glades eigentlich trocken sein sollten, und sie behindern den Wasserfluß im Sommer, wenn Südflorida eigentlich durch Gewitter unter Wasser gesetzt werden sollte. Das reichhaltige Moor, das sich über Jahrhunderte aus verfaultem Schilfgras gebildet hat, ist zerpflügt und bepflanzt oder wurde in Zuckerrohr- und Gemüseplantagen verwandelt, womit das empfindliche ökologische Gleichgewicht der Region weiter gestört wurde. Die dicht bevölkerten Städte an der "Goldküste" im Osten und der unteren Westküste haben sich in seine Wasseradern wie Blutegel eingegraben und ziehen wertvolle Reserven ab für ihre Waschmaschinen, Swimmingpools und Toiletten. Die Glades sind bisweilen im Frühling so trocken, daß Brände ausbrechen und nicht unter Kontrolle gebracht werden können. Sie zerstören Riedgras und Bäume, sie berauben die Tiere ihrer traditionellen Schutzräume.
 
 
Glücklicherweise besannen sich Politiker späterer Jahre, bevor alles an Pflug und Bulldozer verloren war. Im Jahre 1947 gründeten sie den Everglades National Park von rund 12 000 Quadratkilometern Grotte, der fast die gesamte Südspitze Floridas umfaßt. Flächenmäßig ist der Nationalpark größer als der US-Bundesstaat Delaware.
Anders als der Grand Canyon, die Niagara-Fälle, der Yellowstone oder ähnliche Nationalparks überwältigen die Everglades den Besucher nicht mit einem majestätischen Panorama. Im Gegenteil: Riedgras erstreckt sich bis zum Horizont in alle Richtungen; es wird lediglich von Bauminseln verschönt, von gelegentlichen Zypressengruppen, Pinien und Mangroven.

Man sollte sich aber trotz dieser relativ eintönigen Fassade nicht davon abschrecken lassen, die Südspitze der Halbinsel näher zu erforschen. Diese Fassade ist lediglich eine geschickte Verkleidung, hinter der sich eine faszinierende subtropische Umwelt aus Wasser und Erde verbirgt, eine Mischung aus vielerlei Arten pflanzlichen und tierischen Lebens.
Der Everglades National Park macht nur den Bruchteil eines trägen Flusses namens Pa-hay-okee - die gräsernen Gewässer - aus, wie ihn die Indianer genannt haben. Ein englischer Landvermesser nannte sie River Glades - Flußschneisen - aber auf späteren englischen Landkarten wurde der Begriff "River" in "Ever" verfälscht, und so entstand der heutige Name im vorigen Jahrhundert.

Die Quelle dieses "Flusses aus Gras" liegt in Mittelflorida, nördlich der Seen des Kissimmee-Tals. Die Quelle speist den mächtigen, 1800 Quadratkilometer großen Lake Okeechohee, der wiederum die Everglades mit Wasser versorgt. Die Glades fließen über eine Länge von 320 Kilometer, haben eine Breite von 112 Kilometer und sind durchschnittlich nur etwa 15 Zentimeter tief. Jedoch steigt und fällt das Wasser während der Trocken-und der Regenzeit. Der Glade läuft gemächlich über ein Gefälle von 45 Metern, verteilt über etwa 100 Kilometer, mit einer "Geschwindigkeit" von ungefähr 700 Metern täglich ab.
Leider ist der Park nur sehr schwer zu erkunden, die ca. 70 km lange Road führt oft nur durch Schilf und Riedgras und man braucht bei der langen Tour Glück, um Tiere zu sehen. Richtig schön sind die Aussichtspunkte am südlichen Ende des Parks, dass hätte für uns aber einen zu großen Zeitaufwand bedeutet, da wir noch bis Ft. Meyers wollten.

Es gibt noch eine zweite Zufahrt in die Everglades. Doch dazu muss man zurück nach Homestead, dann in Richtung Norden auf die U.S. 27, weiter nach Westen auf den Tamiami Trail fahren, alles in allem etwa 75 Kilometer. Der Eingang Shark Valley liegt gegenüber dem Miccosukee Village and Cultural Center. Im Sommer steht der größte Teil des Süßwasserkanals unter Wasser. Im Winter jedoch fährt hier eine Trambahn 15km durch die Riedgras-Prärie bis zu einem Beobachtungsturm. Zu unseren Füßen liegen Alligatoren. Wenn ein Ranger ihr Bellen nachahmt, gleiten sie zu Dutzenden aus dem Buschwerk. Alligatoren geben verschiedenartige Laute von sich. Ärger zum Beispiel tun sie mit Zischen kund. Das ist ein deutliches Signal, ihnen besser aus dem Wege zu gehen.
 
Noch ein Wort zu den Propellerbooten. Diese fahren nur außerhalb des Parks und dass hat seinen Grund. Sie dürfen nicht in den Park, weil die mit ihren Lärm die Tiere verschrecken und außerdem das Riedgras zerstören. Aus diesem Grund haben wir auch darauf verzichtet.
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