Die Blaue Moschee ist schon ein beeindruckendes Bauwerk. Die Kuppeln steigen über drei Ebenen gen Himmel, genau wie bei der Hagia Sophia, denn hier wurde der gleiche Baustil verwendet. Die im 17 Jahrhundert errichtete Moschee war nach ihrer Fertigstellung ein Skandalbauwerk. Der Bauherr hat es gewagt sechs Minaretten (Türme) zu bauen. Ein Privileg, dass der heiligen Moschee in Mekka vorbehalten war. Um die heilige Moschee wieder über allen Moscheen zu stellen, wurde hier ein zusätzliches Minarett errichtet.

Die letzten Schritte auf die Blaue Moschee sind ein wenig komisch. Es prasseln so viele neue Eindrücke auf uns ein, dass die Gefühle schwer zu beschreiben sind. Auf dem Rasen am Anfang des Moscheegeländes liegen Gläubige und genießen mit der gesamten Familie den Sonntag. Bereits die Treppe hinauf zum eigentlichen Moscheebereich ist sehr voll. Nachdem wir uns durchgekämpft haben, stehen wir direkt auf dem Vorhof der Blauen Moschee. 
Aber was ist denn das hier? Ein Basar? Sieht aus wie bei uns zu Hause auf dem Weihnachtsmarkt. Holzbuden in den hauptsächlich Bücher zum Verkauf angeboten werden. Für uns, die hier eine der heiligsten Stätten der Türkei erwartet haben, ein skurriles Bild. Scheint aber normal zu sein und das wir uns darüber wundern liegt sicher an unserem fehlendem Hintergrundwissen.

Wir schauen uns um und ich mache meine Fotos. Allerdings haben wir schon das Gefühl, hier eigentlich nicht besonders willkommen zu sein. Egal, wo wir schon mal hier sind wollen wir uns die Blaue Moschee natürlich auch von innen ansehen. Der Haupteingang ist den Gläubigen Islammisten vorbehalten. Wir Touristen betreten die Moschee über einen Seiteneingang. Natürlich müssen die Knie und die Schultern bedeckt sein. Nicht-muslimische Frauen brauchen den Kopf nicht zu bedecken, was Ela natürlich besonders freut. Die Schuhe müssen wir ausziehen. Es gibt die Möglichkeit sie in einem Regal vor der Moschee zu lagern oder sie in bereit liegenden Tüten mit in die Moschee zu nehmen. Wir nehmen sie lieber mit, nicht das meine schicken silbernen Schuhe noch einen anderen Abnehmer finden. :-))
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Ich dachte nach betreten der Moschee sehe ich nur noch blau, aber eigentlich dominiert eher rot. Klar die Wände sind voller blauer Kacheln, aber es sind auch sehr viele rote Kacheln vorhanden. Außerdem ist der Teppich ebenfalls rot, so dass ich der Meinung bin Rot überwiegt. Auffällig sind auch die riesigen Leuchter, die von den Kuppeln herab hängen. Durch die 260 Fenster fällt nicht besonders viel Licht, denn die meisten sind dunkel, was den Lichteinfall doch deutlich mindert.

Wir dürfen uns in der Moschee bis zu dem Zaun frei bewegen und sogar fotografieren. Natürlich ist es nicht erlaubt zwischen den Betenden herumzulaufen. Mich wundert es sowieso. Der Islam hat aus unserer Sicht so strenge Regeln, aber hier dürfen Touristen während der Gebete durch die Moschee gehen und mit Blitz fotografieren. Merkwürdig….
Im Gegensatz dazu dürfen muslimische Frauen aber auch nicht hinter den Zaun, um dort zu beten. Frauen beten zwischen den umherlaufenden Menschen. Die meisten an der Mauer, am Haupteingang, um sich wenigstens von einer Seite abschotten zu können. Das sind Bilder die bei uns so nicht vorstellbar sind. Ein Großteil der Istanbuler sind sunnitische Muslime. Sie leben nach den fünf Pfeilern des Islams. Dazu gehört fünf Mal beten am Tag, Hilfe der Armen und fasten im Ramadan.
Wobei das mit dem fasten ja teilweise recht flexibel gehandhabt wird. Man denke an die Sportler, die die Fastenzeit verschieben, wenn sie nicht in den Wettkampfkalender passen. Ich selbst habe das schon bei Kollegen erlebt. Wenn sie Hunger hatten, haben sie eben die Fastenzeit unterbrochen und die Tage an denen sie gegessen haben werden einfach hinten angehängt. Auch wieder einer dieser Widersprüche. Insgesamt scheint der Islam ein wenig flexibler gelebt zu werden. Bestes Beispiel der Umgang mit dem Kopftuch. Hier in Istanbul sieht man weit mehr Türkinnen ohne Kopftuch als bei uns in Deutschland. Ich fühle mich genauso beobachtet, wie auch ich die Betenden beobachte. Eine Situation die nicht gerade angenehm ist. Außerdem ist die Luft in der Moschee nicht die beste. Kein Wunder, da ja alle ohne Schuhe rumlaufen. Ich denke es wird Zeit mal wieder frische Luft zu schnappen.
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