Rom

Palatin - Forum Romanum - Piazza Venezia - Pantheon - Piazza Navona

 

Ich wollte schon immer mal eine AIDA Biketour mitmachen, aber an Spot an denen wir noch nicht waren, konnte ich mich nie dazu durchringen, denn wir wollen immer möglichst viel sehen und auf so einer Biketour ist der Radius ja doch sehr eingeschränkt. In Rom waren wir aber drei Jahre vorher schon einmal und haben damals bereits eine ganze Menge gesehen, somit habe ich Manuela vorgeschlagen hier mal eine Biketour auszuprobieren. Nach anfänglicher Skepsis konnte ich sie doch überzeugen Rom mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
AIDA Biketour - Fahrradtour

Um noch ein Ticket für diese begehrte Tour zu ergattern standen wir am Ankunftstag direkt nach der Öffnung des Bikeschalters am Tresen. Nach wenigen Minuten hatten wir die Tickets in den Händen, nun begann das warten auf Rom. Am Abend vor der Biketour wurden die Helme, Rucksäcke, Trinkflaschen und Fitnessriegel verteilt und am nächsten Morgen trafen wir uns morgens um 8:00 Uhr auf der Pier. Während die Fahrräder in einen LKW verladen wurden, bekamen wir unsere ersten Einweisungen.

Ela am Start der AIDA Biketour

 

Danach ging es in den Bus, der uns vom Hafen in Civitavechia ins 130km entfernte Rom bringt.
Nach 1,5 Stunden Busfahrt erreichen wir Rom. Der Bus hält in einem Park bei den Caracallathermen. Die Thermen wurden von Caracalla zwischen 212-216 gebaut und waren über 100 Jahren konkurrenzlos. Sie waren Luxus pur und ihre Wasserversorgung galt als perfekt. Erst Mitte des 6. Jahrhundert blieb das Wasser aus und der Bau zerfiel. Heute ist noch der Ziegelkern erhalten. Aber das nur am Rande, denn die Thermen schauen wir uns nicht weiter an.
Ela ist Startklar

 

 

 

 

Wir verlassen den Bus und der LKW mit den Fahrrädern ist auch schon da. Während die Räder ausgeladen werden, gekommen wir unsere Sicherheitseinweisung. Wie hat der Helm zu sitzen, wie verhalten wir uns im fließenden Verkehr…..

Ela und Holger während der AIDA BiketourAls alle Bikes ausgeladen sind werden sie verteilt. Bei der Buchung mussten wir Körpergröße und Gewicht angeben, so dass die Fahrräder vorher eingestellt werden konnten. Bis auf den Sattel passen die Voreinstellungen perfekt. Zu guter Letzt werden die Gruppen eingeteilt. Jeder der 5 Guides bekommt 14 Teilnehmer. Unser Guide heißt Willi und der bestimmt noch einen Co-Guide, der immer ganz hinten fahren soll und an dem sich unser Willi orientieren kann. Wenn er den Co-Guide sieht, sind wir vollständig und es kann weiter gehen. Im Abstand von wenigen Minuten nehmen die 5 Gruppen nun das Abenteuer Biketour durch Rom in Angriff. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, genauso wird es uns nicht gelingen es an einem Tag zu besichtigen, aber wir wollen es versuchen. :-))

Rom1

Die Strecke ist so gewählt, dass wir uns erstmal ein paar hundert Meter einrollen können, bevor wir zur ersten Kreuzung kommen. Nach etwa 500m sind wir bereits am ersten Spot angekommen, dem Circus Maximus. In der Arena zwischen dem Palatin und Aventin, zwei der sieben Hügel auf denen Rom erbaut wurde, fanden die berühmten römischen Wagenrennen statt. Die Tribünen fassten zur Hochzeit angeblich 385000 Zuschauer. Ob das stimmt? Die Rennstrecke war ein Rechteck von ca. 600x200m. Vier Teams traten gegeneinander an. Zimperlich ging es nicht gerade zu. Die Gegner wurden auch gerne mal attackiert, der Sieger hatte immer recht.

Circus Maximus vorne und der Palatin im Hintergrund

Im Hintergrund schauen wir auf den Palatin, auf dem die Ziegelkerne des Kaiserpalasts Domus Flavia zu erkennen sind. Der Plast wurde unter Domitian gebaut und der uns zugewandte Teil wird Domus Augustiana genannt. Wir fahren jetzt um den Circus Maximus herum, rauf auf den Palatin, der als Wiege Roms bezeichnet wird. Hier wurde um 1000 v. Chr. Rom gegründet. Die ersten Kaiserpaläste auf dem Palatin entstanden zwischen 14-98 n. Chr. unter Tiberius. Die Anlagen wuchsen und wuchsen, bevor sie nach dem Ende des Weströmischen Reiches nach und nach verfielen. Im 17. Jahrhundert wurde mit den archäologischen Ausgrabungen begonnen, die heute noch nicht abgeschlossen sind. Heute ist der Palatin eine grüne Oase der Ruhe mitten im Zentrum von Rom.

Blick vom Palatin  auf das Forum Romanum- Rom

Nachdem wir ein ganzes Stück den Palatin hinauf gestrampelt sind halten wir an einer Art Balkon und haben von dort einen wunderbaren Blick auf das Forum Romanum. Das Forum Romanum war jahrhunderte lang der Mittelpunkt des Lebens in Rom. Nachdem der Palatin voller Paläste stand wurde nach und nach das Forum Romanum erbaut. König Tarquinius Priscus erbaute hier die ersten Staatsbauten. Im Laufe der Zeit entstanden Bögen, Tempel, Kirchen und Säulen. Unter Julius Cäsar und später Augustus entstanden immer mehr  Marmorbauten und Statuen. Jeder Kaiser, König oder sonstige Würdenträger wollten sich gerne mit einem Bau hier verewigen. Letzten Endes war das Forum Romanum total überladen mit Prunkbauten.
Wie auch auf den Palatin verfielen die Bauten nach und nach. Das Forum Romanum wurde von Gras und Gebüsch überwuchert und diente sogar als Rinderweide, bevor die Ausgrabungen im 19 Jahrhundert die Pracht wieder ans Tageslicht brachten.
Ela und Holger vor dem Forum RomanumBeim Blick auf das Forum fällt uns sofort der Bogen des Septimius Severus ins Auge, weil es das besterhaltene Monument des Forums ist. Dieser 203 n. Chr. zu Ehren von Kaiser Septimius Severus erschaffene Triumphbogen ist mit Szenen aus dem Feldzug des Kaisers gegen die Parther verziert. Septimius Severus hatte die Pather besiegt und damit wenigstens für zwei Jahrzehnte Ruhe in das Römische Reich gebracht.
Das zweite ebenfalls gut erhaltene Gebäude ist die Curia, schräg hinter dem Triumphbogen. Die Curia war eine Kirche, die im römischen Reich zweimal abgebrannt und wieder aufgebaut worden ist. Hier tagte der Senat des Römischen Reichs.
Die vielen Säulenreste rechts auf dem Bild gehörten zu den Resten der Basilica Julia, die von Julius Caesar erbaut wurde und als Tribunal diente. Besser erhalten sind die ionischen Säulen des Saturntempels uns genau gegenüber. Es soll sich um den ältesten Tempel des Forum Romanum handeln. Die Säulen gehören zum letzten Bauabschnitt.
Kapitolsplatz oder Piazza del Campidoglio - Rathaus - RomWenn man so auf das Forum Romanum schaut, hat man den Eindruck man schaut auf einen künstlichen archäologischen Park. Kaum zu glauben, das es sich um echte Bauwerke aus allen Epochen des römischen Imperiums handelt. Tja diese Aussage gilt ja eigentlich für ganz Rom. Wenn nicht so viele Römer durch die Stadt laufen würden, könnte man sich die Frage stellen, ist Rom nun eine Stadt oder ein großes Museum? :-))
Nach einem relativ kurzen Stopp geht es nun weiter zum Kapitolsplatz, der sich auf dem Hügel Capitolium und dem Hügel Arx befindet. Der Kapitolsplatz oder Piazza del Campidoglio (hört sich gleich hübscher an :-) ) wurde von Michelangelo entworfen. Auf ihm befinden sich der Senatorenpalast, der Konservatorenpalast und das Kapitolinische Museum. Das schönste Gebäude ist der Senatorenpalast mit seinem Turm aus dem Jahre 1580.
Leider steht die Sonne genau über dem Turm, so dass es unmöglich war ein vorzeigbares Foto hinzubekommen.
Piazza Venezia (Gebiss) - RomIm Senatorenpalast sitzt heute der Bürgermeister, im Konservatorenpalast ist das Standesamt untergebracht. Ist also eigentlich alles so geblieben wie es bereits im 16. Jahrhundert war. Beim Senatorenpalast sagt ja der Name bereits alles und im Konservatorenpalast saßen früher städtische Beamte - die Konservatoren. In der Mitte des Platzes steht das Reiterstandbild von Kaiser Marc Aurel.
Für uns geht es weiter, die Treppen vor dem Kapitolsplatz herunter, rauf aufs Rad zur Piazza Venezia. Hier steht als markantestes Gebäude „das Gebiss“. So nennen die Römer das Kalksteinmonument Vittoriano. Gebaut wurde es für König Vittorio Emanuele II und dient heute auch als Denkmal für den Unbekannten Soldaten. Passend dazu befindet sich im Inneren ein Museum für die italienische Geschichte vom Ende des 18 Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg.
Piazza della Rotonda - RomDie Piazza Venezia ist einer der wichtigsten Verkehrknotenpunkte in Rom, was alleine durch seine Lage, fast mittig in Rom, logisch ist. Neben dem alles beherrschenden Vittoriano kommen die anderen Gebäude am Piazza Venezia gar nicht zu Geltung. Der Palazzo Venezia wurde 1455 gebaut und gehörte, wie der Name schon sagt, der Republik Venedig. Später war es der Amtssitz Mussolinis, heute beherbergt er ein Museum. Von 336 n. Chr. ist die Basilika S. Marco. Allerdings ist nicht mehr viel original, denn sie wurde einige Male umgebaut. Nach einem kurzen Fotostopp auf der Verkehrsinsel der Piazza Venezia fahren wir weiter zur Piazza della Rotonda mit dem Pantheon. Trotzdem es sich um einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Rom handelt, leitet uns unserer Guide sicher durch den Verkehr.

Pantheon - Rom

 

 

Wir queren nur einmal die Hauptverkehrstraße und fahren danach durch schmale Gassen und stehen plötzlich auf der Piazza della Rotonda. Die Piazza ist mit ihrem Brunnen und dem Obelisken hübsch anzuschauen, aber der Star der Piazza della Rotonda ist eindeutig das Pantheon. Der Tempel, auf den das Pantheon zurück geht, wurde von Agrippa, dem Schwiegersohn Augustus, gebaut. 27 v. Chr. wurde der einzige vollständig erhaltende Kuppelbau der Antike eröffnet. Beim Betreten des Pantheons gehen wir durch eine Art offene Vorhalle mit 16 Säulen aus Granit. Wenige Meter später stehen wir dann in dem kreisrunden Pantheon.

Pantheon - RomPantheon - RomUnfassbar wie so ein Gebäude zu der damaligen Zeit erschaffen werden konnte. Die Kuppel ist 43,30 Meter groß! Wie hat man solch ein Teil damals herstellen können? Vor allem wie hat man die Kuppel dann auf das Dach bekommen? Hergestellt hat man sie, indem man sie aus einem Teil in einer Holzverschalung gegossen hat. Statisch ist das Pantheon wirklich ein Meisterwerk. Der Bau war in seiner Art so einzigartig, dass er vielerlei astronomisch-mathematischen und mystischen Deutungen geradezu heraufbeschwor.

Statisch besonders interessant das 9m große Loch in der Kuppel, dass den Bau mit Tageslicht versorgt. Es gibt sonst keine Fenster. Der Lichtstrahl wandert als eine Art Sonnenuhr um die Kuppel des Pantheons herum. Aber nicht nur das Tageslicht kann ungehindert in den Bau, sondern auch der Regen. Dazu sind am Boden ein paar sehr unauffällige Abflüsse eingebaut worden. Die stammen natürlich nicht aus der Antike. :-)) Pantheon - Rom

 

AIDA Biker Guides

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu der Zeit war die Kuppel allerdings auch nicht offen. Es gab ein Dach aus Bronzeziegeln, aber der klamme Kaiser Constans II lies es 663 entfernen und füllte seine Kasse damit auf. Wo wir schon gerade nach oben schauen, die Kassettendecke ist so gefertigt, das sie die Wölbung der Kuppel noch einmal betont. Auch die Decke war vergoldet und mit Bronze verkleidet. Diese Werte wurden von Papst Urban VIII. Barberini entfernt. Für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich, wurden aus der Kirchenbronze Kanonen gegossen. Aber auch die Kirche selbst kam zu ihrem Recht, ein Teil wurde benutzt, um den Baldachin des Altars in der Peterskirche herzustellen. Aber trotz der ganzen „Diebstähle“ ist das Pantheon teilweise noch original. Fußbögen, Säulen, Pfeiler, alles aus feinstem Marmor sind erhalten geblieben. Die Götter die in der Antike in den Nischen des Runden Inneren standen sind natürlich ausgetauscht worden. Hier stehen heute Heiligenfiguren. Auch die Gräber einiger italienischer Könige befinden sich hier. Am auffälligsten ist die Niesche genau gegenüber dem Eingang. Ein kleiner Altar mit ein paar Bänken zum Beten davor. Alles sehr hübsch gestaltet, natürlich ebenfalls aus feinstem Marmor.
Piazza Navona - Kirche S. Agnese in Agone - RomWir schwingen uns wieder auf unsere Räder und fahren dreimal um die Ecke zur Piazza Navona. Der hübsche Platz mit den drei Brunnen gilt als einer der interessantesten Plätze der Welt. Wer auch immer das beurteilen kann. Schön ist er auf jeden Fall, aber wir haben zunächst ein Erlebnis der besonderen Art. Kaum zwei Meter auf dem Platz hören wir eine laute Pfeife und spitze Schreie. Gelten die etwa uns? Ja eine kleine dicke Politesse gestikuliert wild auf uns ein. Unser Guide Willi bricht fast zusammen als er die Tante sieht. Die Tour geht normalerweise einmal um die Piazza Navona herum, aber die Politesse untersagt uns das strickt und zwingt uns abzusteigen. Willi sagt das ist in diesem Jahr seine 15. Biketour durch Rom, aber das ist ihm noch nicht passiert. Aber die Politesse kennt er von letzter Woche, da stand sie am Pantheon und wollte verhindern, dass Willi und die anderen Gruppen ihre Räder dort abstellen. Ahhh die Dame ist also besonders wichtig. Nun hier am Piazza Navona hat sie gewonnen, wir steigen ab und Willi erklärt uns die Piazza Navona von hier aus.
Piazza Navona - RomDie langgezogene Form des Platzes resultiert daraus, dass die Piazza Navona auf ein antikes Stadion von Kaiser Domitian aus dem Jahr 86n. Chr. zurück geht. Die Geschichte des Platzes verlief zunächst höchst unspektakulär. Auf den ehemaligen Rängen des Stadions entstanden nach und nach Wohnhäuser und eine Kirche, niemand nahm so richtig Notiz von dem Platz. Das änderte sich um 1650, als Papst Innozenz X den Platz zu einem noblen Wohnviertel ausbauen wollte. Daraufhin schrieb er eine Kirche und einen Brunnen davor zur Gestaltung aus. Ein Wettstreit unter den besten Architekten Roms entbrannte. Berninis war der eigentliche Stararchitekt, aber sein Entwurf für die Kirche fiel durch und Vater und Sohn Rainaldi, später dann Borromini, bekamen den Zuschlag die Kirche S. Agnese in Agone zu bauten. Die Kirche passt sich sehr harmonische in das Platzbild ein. Sie hat zwei Glockentürme, die die Kuppel einrahmen. Wie viele Kirchen in dieser Zeit ist sie mit viel Gold und Marmor geschmückt. Zum Trost für die entgangene Kirche S. Agnese in Agone bekam Berninis den Brunnen vor der Kirche zugeteilt. Aber für Berninis war das ein schwacher Trost. Mit dem Entwurf des Vierströmebrunnen lieferte er eine tolle Arbeit ab. Die vier Ströme des Brunnen stellen die größten Flüsse der vier zur damaligen Zeit bekannten Erdteile dar. Dabei handelt es sich um den Nil – Afrika, die Donau – Europa, Rio de la Plata – Amerika, Ganges – Asien. Eine nette Legende hat sich bis heute um den Vierströmebrunnen gehalten. Berninis war so enttäuscht, dass er die Kirche S. Agnese in Agone nicht entwerfen durfte, dass er mit dem Entwurf des Vierströmebrunnen Rache nahm.
Die Personifikation des Rio de la Plata, welche der Kirche S. Agnese in Agone zugewandt ist, streckt schützend die Hand aus, damit die verpfuschte Fassade seiner Konkurrenten nicht auf sie stürzt. Wenn es stimmt, dass Berninis so weit gedacht hat, Respekt, wenn nicht, ist es zumindest eine nette Geschichte.
Außer dem Vierströmebrunnen befinden sich auf der Piazza Navona noch der Mohrenbrunnen aus dem Jahr 1654 und der erst 1878 errichtete Neptunbrunnen. Durch diese drei Brunnen und der S. Agnese in Agone ist die Piazza Navona wirklich etwas Besonderes, genau wie diese sagenhafte Politesse, die hier die nächste Gruppe AIDA-Biker in die Schranken weist. :-))

Schnell weg…...