Etwa 1630 Jahre v. Chr, erdgeschichtlich betrachtet also gestern, kam es dann zu einer gewaltigen Eruption. Es baute sich im Schlot ein gewaltiger Druck auf. Der Schlot explodierte, Unmengen Gesteinsbrocken, Magma und Asche flogen umher. Die Asche gelang bis in die Stratosphäre und verminderte die Sonneneinstrahlung so sehr, dass weltweit ein Temperaturrückgang zu verzeichnen war. Bis zu 60m dick war die Asche- und Bimssteinschicht die Santorini bedeckte.

Das Zusammentreffen von Magma und Meerwasser wurden die folgenden Eruptionen noch heftiger, so dass die gesamte Insel auseinander gesprengt wurde. Aber nicht wie man sich das vorstellt, in einer riesigen Explosion, sondern eher Stück für Stück. Nachdem die Magmakammer sich entleert hatte wurde sie brüchig und durch leichtere Eruptionen entstand nun nach und nach Santorini in seiner heutigen Form.
Diese Entstehungsform scheint gesichert zu sein, denn wenn der Einsturz plötzlich gewesen wäre, dann hätte die Flutwelle im gesamten östlichen Mittelmeerraum verheerende Schäden verursacht und davon ist zu der Zeit nichts bekannt. Es gab übrigens durch diese Katastrophe keine Todesopfer auf Santorini, oder besser Strongyli. Immerhin war Strongyli schon 1400 Jahre bewohnt. Akrotiri, die Ausgrabungsstätte auf Santorini, war hoch entwickelt, bevor die Bewohner aufgeschreckt durch Vorbeben und leichteren Eruptionen die Insel verließen.

Wir sind inzwischen oben auf dem Vulkan angekommen, unsere Gruppe ist auch schon da und der Reiseleiter erzählt wieder in fünf Sprachen über den Vulkan. Interessant, aber zu zeitaufwendig. Wir waren eh schon gut informiert und sind somit gleich weiter, denn wir wollen ja noch einmal oben auf dem Vulkan den kompletten Weg abgehen und die unterschiedlichen Vulkanabschnitte genau ansehen. Denn die Insel Nea Kameni ist nicht direkt so entstanden wie sie heute aussieht.

Nach dem der Vulkan Strongyli eingestürzt war und Santorini hinterlassen hatte, gab es zunächst keine Inseln im Inneren der neu entstandenen Caldera. Erst langsam wuchsen unter Wasser durch unterseeische Ausbrüche Inseln heran. Zunächst bildete sich um 197 v. Chr. Palea Kameni, was „alte Verbrannte“ bedeutet. Palea Kameni vergrößerte sich bei weiteren Eruptionen. Nach und nach entstanden nun weitere Inseln. 1573 Mikri Kameni, was übersetzt was heißt? Richtig „kleine Verbrannte“. 1707 bis 1711 die Insel Nea Kameni, auf der wir uns gerade befinden. Oder sind wir doch eher auf der Georgsinsel, die zusammen mit Aphroessa bei heftigen vulkanischen Eruptionen 1866 aus dem Meer auftauchten? Egal inzwischen sind die Inseln Mikri Kameni, Georgsinsel und Aphroessa eh zu Nea Kameni zusammengewachsen. Wir sind inzwischen auf dem höchsten Punkt von Nea Kameni, der 127m hohen Georgios-Kuppel. Von hier haben wir einen prima Blick auf Palea Kameni. Im Hintergrund liegt Aspronisi, die zusammen mit Thira und Thirasia den Kraterrand des ursprünglichen Vulkan bildete.

Nächste wichtige Stelle auf dem Rundgang ist, zwischen der schwarzen Lava aus den Ausbrüchen 1866-1870 und den grauen Lavasteinen aus dem Jahre 1941, der Liatsikas-Lavastrom, dass jüngste Produkt der Vulkantätigkeiten von Santorini, aus dem Januar 1950.
Zu guter Letzt kommen wir auf unserem Rundweg an den zentralen Zwillingskrater von Nea Kameni. Hierbei handelt es sich um die aktivste Stelle auf Nea Kameni. Am Ostrand des Kraters befinden sich zahlreiche Fumarolen – Löcher, aus denen 75 bis 95°C heiße Gase austreten. In erster Linie bestehen die Gase aus Wasserdampf und Kohlendioxid, aber auch geringe Mengen Schwefelwasserstoff, Kohlenmonoxid und Methan sind enthalten. Schwefel muss dabei sein, denn an den Austrittsstellen sind eindeutig Schwefel- und Kalkablagerungen zu erkennen.

Es ist doch erstaunlich wie viele verschiedene Arten Lava der Vulkan zu bieten hat. Von der klassischen schwarzen Schlackenlava bis hin zu braunen sandartigen Lava ist alles dabei. Auch die verschiedenen Entstehungsperioden sind deutlich zu erkennen. Wer hier ein wenig die Augen offen hält sieht mehr als nur karge Landschaft. Das Besondere an Nea Kameni ist, dass es sich um die jüngste Landmasse im östlichen Mittelmeerraum handelt.
|