Nach einem schönen sonnigen Seetag war das Wetter heute Morgen beim Einlaufen in Puerto Limon stark bewölkt. In Costa Rica, mit den durchschnittlichen Niederschlagsmengen von über 4000 mm pro Jahr, muss man im Laufe des Tages einfach immer mal mit einem Schauer rechnen. Die Vorhersage für heute war ganz gut, morgens wolkig, danach kommt die Sonne raus. Na das klingt doch perfekt. Wir waren im letzten Jahr mit AIDA bereits hier in Costa Rica und konnten einen ersten Eindruck von der tollen Natur mit ihren exotischen Tieren und einer unglaublichen Pflanzen Vielfalt gewinnen. Im letzten Jahr haben wir einen tollen Ausflug mit einer Bootsfahrt auf den Tortuguero Kanälen und dem Cahuita National Park an der Küste über Cariari Tours erleben dürfen. Die gleiche Tour wollten wir dieses Jahr nicht machen, obwohl das mit Sicherheit nicht langweilig geworden wäre. Aber Costa Rica hat ja so viel zu bieten, dass wir schon gerne etwas mehr sehen wollen. Cariari Tours hat allerdings keine weitere Tour die uns interessieren würde im Angebot und somit lese ich mich mal ein was die anderen Anbieter so zu bieten haben. Dabei werde ich wieder auf „Red Frog Tours“ aufmerksam. Wieder, weil ich „Red Frog Tours“ auch letztes Jahr bereits im engeren Fokus hatte. Die Inhaberin von Red Frog, Gaby Höbart, ist eine deutsche Diplom-Geografin der Humboldt-Universität und setzt auf ökologischen Tourismus.
Das hört sich gerade in einem Land wie Costa Rica doch sehr gut an. Wir entscheiden uns für die Tour 3, "Regenwald Seilbahn Veragua mit Tortuguero Kanäle". Den Weg aus dem Hafen heraus kennen wir schon vom letzten Jahr. Als wir den kleinen Souvenir- und Duty Free Shop durchschritten haben sind es nur noch ein paar Meter bis zum Hafenausgang, wo die verschiedenen Anbieter sich mit ihren Firmenschildern in der Hand zu erkennen geben. Red Frog hat mit den Guides eine Art Schilderkette gebildet, um uns direkt aus dem Getümmel herauszuleiten. Wir folgen den Red Frog Schildern über den Zebrastreifen, zum Cafe am Eck gegenüber und in Kette weiter bis zu den Bussen die in der Seitenstraße stehen. Vor den Bussen steht Gaby Höbart mit einer Gästeliste und weißt uns einen Bus zu. Treffpunkt ist um 7:15 Uhr und Abfahrt um 7:30 Uhr. Als wir in den Bus steigen befindet sich auf jeden Platz ein Namensschild, somit wissen wir das wir wirklich im richtigen Bus sind. Eine gute Lösung wie ich finde. Es sind genug Plätze vorhanden, sollte einem der Platz nicht gefallen, kann man natürlich einen freien wählen.
Wir fahren pünktlich los, was gut ist, denn wir wollen den Tag ja schließlich so gut es geht nutzen. Zunächst geht es landeinwärts entlang der Hauptstraße in Richtung San Jose, entlang von Container Parkplätzen der Bananenindustrie von Puerto Limon. Chiquita und Dole lassen grüßen. Container soweit das Auge reicht. Nach etwa 15 Minuten biegen wir in die Berge ab und fahren langsam, über eine unasphaltierte Straße, die Hügel hoch.

Das Veragua Regenwaldreservat liegt angrenzend an den internationalen Nationalpark La Amistad, das größte Naturschutzgebiet Mittelamerikas, in der hohen Bergkette von Costa Rica nach Panama.

Nach knapp einer Stunde erreichen wir gut durchgeschüttelt das Veragua Rainforest Eco-Adventure. Gaby hat eine Tour mit einem lokalen Guide für 8:30 Uhr reserviert. Den Eintritt von 72 USD zahlt jeder an der Kasse selbst. Danach haben wir noch Zeit uns die Schaubilder im überdachten Eingangsbereich anzusehen und dann stellt uns Gaby unseren Guide Diego, ein Diplombiologe, vor.
Wir starten unseren Rundgang durch das Veragua Regenwaldreservat und kommen nach wenigen Metern zu einem Aussichtspunkt auf die endlosen Berge der Talamanca Range, der einen guten Überblick über die ganze Region in der wir uns aufhalten verschafft.
 
Das Veragua Regenwaldreservat umfasst 1300 ha Land und wurde 2009 gegründet. Während der zweijährigen Bauzeit des Parks stellte Veragua 140 Männer aus der Region ein, von denen viele weiterhin im Park für Instandhaltung und Grundstückspflege arbeiten. Seitdem das private Reservat seinen Betrieb aufgenommen hat, wurden hier elf weltweit unbekannte Regenwaldarten entdeckt.

Nachdem wir die eine oder andere uns völlig unbekannte Pflanze gesehen haben, erreichen wir die Seilbahn Station. Veragua Rainforest Eco-Adventure hat eine Art Sessellift-Seilbahn gebaut um die gut 300 Höhenmeter hinunter ins Tal bequem bewältigen zu können. Wobei Sessellift ja für 2-3 Personen pro Gondel sprechen würde, es handelt sich aber um eine Großgondel mit Platz für 10-12 Personen.

Wir sind mit unserem Guide in der Gondel und er zeigt uns aus Wipfelhöhe der Tropenbäume Vögel die wir ohne ihn niemals gesehen hätten. Der exklusive Blick von oben auf den Regenwald zeigt uns wie riesengroß die Bäume und Blätter der Pflanzen sind. Das ist schon mal ein super Start in das Veragua Regenwaldreservat.

Unten angekommen machen wir uns auf den Weg zum El Puma Wasserfall. Der 400 Meter lange Weg führt uns über viele Stufen durch dichten Regenwald. Unterwegs erklärt uns unser Guide immer wieder tolle Pflanzen und zeigt uns wie die Natur ineinander greift. Unter anderem zeigt er uns das Erdbeerfröschchen, das auch Red Frog genannt wird und als Namensgeber von Gaby Höberts Red Frog Tour dient. Das Erdbeerfröschchen wird nur maximal 2,2 cm groß. Die rote Farbe dient dem Frosch als Warnfarbe. Der zu den Baumsteigerfröschen gehörende Frosch ist wie viele dieser Spezies giftig.

Das Erdbeerfröschchen sondert das Gift über die Hautoberfläche ab. Kaum zu glauben das so ein süßer kleiner Frosch giftig sein kann. Wobei das so nicht ganz stimmt, den er selber produziert kein Gift, sondern ist für die Giftproduktion aus seiner Nahrung angewiesen. Das Erdbeerfröschchen ernährt sich gerne von Schuppenameisen und die produzieren neben Ameisensäure die giftigen Alkaloide Pumiliotoxine. Aha sehr schön wenn man einen Biologen als Guide hat, da bekommt man einen viel tieferen Einblick. Davon abgesehen das wir das Fröschlein nie im Leben gefunden hätten.
Bald danach erreichen wir die Treppen die uns zur Plattform hinunter führt, von der man einen guten Blick auf den etwa 20 Meter hohen El Puma Wasserfall hat. Neben dem Wasserfall ist ein Pool, der sich offentsichtlich immer mit Wasser füllt, wenn der Wasserfall sehr viel Wasser führt.
 
Auf dem Rückweg sehen wir noch ein Erdbeerfröschchen das gerade einen Baum hochklettert. Hier teilt sich die Gruppe, denn ich muss natürlich reichlich Bilder machen. Wir wollen uns wieder an der Seilbahn treffen.
Umso schöner das wir den Goldbaumsteiger oder auch schwarzgrünen Pfeilgiftfrosch genannt, alleine, ohne Guide entdeckt haben. Sein biologischer Name ist übrigens Dendrobates auratus. Fast alles was ich über das Erdbeerfröschchen gesagt habe trifft auch auf den Goldbaumsteiger zu. Er zählt auch zu den Baumsteigerfröschen, ist auch giftig, ebenfalls über die Haut und ist auch nur ca. 2 cm groß. Auch ist er farblich sehr auffällig, nur eben nicht einfarbig rot, sondern schwarzgrün. Wobei es das Muster auf seiner Haut sehr unterschiedlich ist. Teilweise ist er gestreift, gesprenkelt oder gepunktet. Unser Kumpel hier ist gepunktet. :-)

Nun wird es aber Zeit damit wir rechtzeitig zum Treffpunkt an der Seilbahnstation kommen. Dort angekommen erklärt uns Gaby den weiteren Ablauf. Wir gehen nun den Gigantenweg. Der Trail of the Giants ist ein 700 m langer Holzplankenweg durch den tropischen Regenwaldes Costa Ricas. Wie ihr euch denken könnt hat der Weg seinen Namen dank seiner hohen und alten Bäume.

Unser Guide geht mit ganz anderen Augen durch den Regenwald. Er sieht immer wieder Details die wir niemals sehen würden. So wird die Wanderung eine ganz besondere Erfahrung für uns. Die Natur von Costa Rica ist wirklich ein Traum. Diego weiß jedes Geräusch einzuordnen und erzählt uns Hintergründe und Geschichten. Wir sehen Bäume, Grünpflanzen, Bäume, Schmetterlinge und viele andere Tiere die wir noch nie in unserem Leben gesehen haben. Ich glaube die Bilder sagen alles.

Am meisten Respekt hat Diego vor einer Ameise. Ja ihr habt richtig gehört. Die Gewehrkugelameise oder 24-Stunden-Ameise. Die Ameise ist 2,5 cm lang. Der Stachel enthält ein starkes Gift, mit dem die Ameise Beutetiere lähmt und ihr Territorium verteidigt. Das Nervengift Poneratoxin verursacht beim Menschen die stärksten Schmerzen, die ein Insektenstich hervorrufen kann. Dagegen ist ein Wespenstich oder Hornissenstich ein Witz. Die Schmerzen halten 24 Stunden an, deshalb heißt die Ameise in Deutschland auch so. Nicht das ihr glaubt sie würde nur 24 Stunden leben.
 
 
Gaby und ihr Unternehmen ist hier sehr bekannt und sie hat sogar einen eigenen Erkundungspfad, der nur Red Frog Tours zugänglich ist. Die Zeit hier unten vergeht wie im Flug, jeder Meter hält eine andere Überraschung parat.
 


 
Nach etwa zwei Stunden haben wir die Seilbahnstation wieder erreicht und fahren mit der nächsten freien Seilbahn wieder den Berg hinauf.



Als nächstes gehen wir durch den Kolibriegarten und kommen an wunderschönen Blumen vorbei. Nur die Kolibries sind alle ausgeflogen. Na gut man kann nicht alles haben. Aber die tollen Blumen entschädigen uns dafür. Hinter dem Garten schließt sich eine Nachtkammer mit verschiedenen Froscharten an. Das Erdbeerfröschchen und der grünschwarze Goldbaumsteiger sind natürlich auch dabei.

 
Der nächste Spot ist der Schmetterlingsgarten mit Hunderten von Schmetterlingen, einschließlich des berühmten „Blaue Morphofalter“. Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 12 cm. Die Flügeloberseite ist wunderschön Blau mit schwarzen Rändern Die Flügelunterseite hingegen ist braun mit gewellten weißen Streifen und gelb umrandeten Augenflecken. Man glaubt gar nicht das es sich um den gleichen Schmetterling handelt.
Auch andere tolle Schmetterlinge sehen wir hier noch. Doch das Fotografieren ist nicht so einfach. Immer wenn sie ihre Flügel öffnen sind sie auch schon wieder zu. Aber ich denke es sind mir doch noch ein paar schicke Fotos gelungen.
 
Wo Schmetterling sind, da sind auch Blumen. In diesem Fall sogar besonders schöne wie ich finde...
 
Die letzte Station an der Biological Research Station sind dann Terrarien mit allerlei Reptilien und Schlangen. Na dem einen oder anderen Tierchen möchte ich lieber nicht zu nahe kommen. Nach vier Stunden geht unser Aufenthalt im Veragua Regenwaldreservat so langsam zu Ende.

Nach dem Besuch ist mir klar, warum das Magazin „National Geographic Traveller“ das Veragua Rainforest Eco-Adventure als „Creme de la Creme des Regenwaldes“ bezeichnet. Wir spüren in dieser tollen Einrichtung das Engagement für Naturschutz und wissenschaftliche Forschung bei jedem einzelnen Mitarbeiter. Ganz besonders bei unserem Guide Diego, von dem wir uns herzlich verabschieden und der sich ein gutes Trinkgeld wirklich redlich verdient hat.
 
Wir fahren mit dem Bus die Hoppelpiste den Berg wieder hinunter. Unten angekommen fahren wir zum Anleger für die Bootsfahrt auf den Tortuguero Kanälen. Unterwegs zum Bootsanleger versorgt uns Gaby mit vielen Informationen zu Costa Rica. Erster Europäer war 1502 natürlich mal wieder Christoph Kolumbus. Von ihm stammt auch der Name Costa Rica. Zu Deutsch: Reiche Küste. Aber auch hier irrte sich Christoph Kolumbus. Denn Costa Rica hat so gut wie keine Rohstoffe und vor allem kein Gold. Das ist auch der Grund warum das Interesse der Spanier an Costa Rica mäßig war. Zwar blieb Costa Rica bis zu seiner Unabhängigkeit am 15. September 1821 spanische Kolonie, aber ohne wirkliches Interesse der Spanier.

Auch sonst hat Costa Rica eine sehr ruhige Geschichte hinter sich. Es gab kaum kriegerische Handlungen, Aufstände oder soziale Unruhen. Bereits seit 1949 gibt es eine stabile Demokratie. Das Militär wurde abgeschafft und das Frauenwahlrecht eingeführt. Das Bildungssystem wurde reformiert und ein Gesundheitssystem eingeführt. Costa Rica entwickelte sich zum fortschrittlichsten Land in Lateinamerika. So wird auch fast 100% des Stroms aus regenerativen Quellen erzeugt. Im Jahre 1983 erklärte Costa Rica seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“. Das war ein geschickter Schachzug um nicht in die Konflikte der Nachbarstaaten hineingezogen zu werden. Aus diesem Grund bezeichnet man Costa Rica auch als die Schweiz Mittelamerikas.
Wir haben inzwischen den Startpunkt unserer Bootsfahrt auf dem Tortuguero Kanal erreicht. Gaby führt uns zu einem Boot, mit dem wir den Tortuguero Kanal erkunden wollen. Wobei das erkunden des Tortuguero Kanal Systems wohl etwas viel verlangt wäre. Wir befahren hier nur einen ganz kleinen Teil des Tortuguero Kanals. Dieses Mal ist die Tour mit 1,5 Stunden durch die Kanäle ein Stück kürzer als beim letzten Mal. Das ist auch klar, denn der Schwerpunkt dieses Tagesausflugs liegt eindeutig auf dem Veragua Regenwaldreservat, was auch gut so ist.

Die Hauptteile der Tortuguero Kanäle befinden sich im Tortuguero Nationalpark, der in Nordosten Costa Ricas bei dem Dorf Tortuguero liegt. Tortuguero stammt übrigens von dem spanischen Wort La Tortuga, also Schildkröte. Und zwar, weil im Tortuguero Nationalpark jedes Jahr unzählige Baby Schildkröten schlüpfen und ihren Weg ins Wasser suchen. Aber ich schweife ab. Wir sehen unterwegs zwar auch ein paar Schildkröten, aber mit dem Ort der Eiablage hat dieser Teil des Tortuguero Kanals nichts zu tun.

Der große Vorteil einer kleinen privaten Tour ist, dass die Boote deutlich kleiner sind. Somit hat jedes Paar eine Zweierreihe für sich. Also sozusagen einen Fensterplatz. :-)) Das ist bei den großen Booten mit denen die TUI Touren unterwegs sind nicht der Fall. Wir sitzen fast auf Wasserhöhe und gleiten durchs Wasser. Der Motor unseres Bootes ist sehr leise, damit die entdeckten Tiere nicht gleich aufgeschreckt werden. Wir sehen eine Menge Tiere. Zunächst eine Vielzahl von Reiher in allen Arten und Farben. Die müssen hier bestimmt nicht hungern.

Auch viele andere Wasservögel bekommen wir zu sehen. Insgesamt sollen hier über 350 verschiedene Vogelarten leben. Die Tortuguero Kanäle werden auch „Amazonas von Costa Rica” genannt. Das ist zum einen auf die Artenvielfalt, aber auch auf die hohe Niederschlagsmenge in diesem Gebiet zurückzuführen. Das Kanalnetz ist so verzweigt, dass man von hier auf diesen Kanälen bis nach Nicaragua hineinfahren kann. Wir haben das Ende dieses Kanals erreicht, der im Meer mündet. Dort sehen wir Hafenanlagen, genauer gesagt die APM Terminals, die den neuen Container-Hafen von Puerto Limon bilden. Der neue Hafen kann Schiffe von bis zu 9000 TEU aufnehmen, während der alte nur Schiffe von 1200 TEU aufnehmen konnte. Die Abkürzung steht dabei für „Twenty Foot Equivalent Unit“ – zwanzig Fuß gleichwertige Einheit. Diese Einheit wird in Deutschland auch als Standard-Containergröße bezeichnet. Wenn ein Containerschiff also eine Kapazität von 1033 TEU hat, kann es 1033 Standard-Container aufnehmen. Was bedeutet das für Puerto Limon? Natürlich mehr Einnahmen!
Aber wieder zurück zur grandiosen Natur. Dieses Foto zeigt uns auch wie dicht diese wunderschönen Tiere und Pflanzen an die Zivilisation und sogar Industrie herankommen. Oder besser gesagt sich von der Zivilisation und Industrie nicht aus ihrem Gebiet vertreiben lassen. Wie ihr gesehen habt wohnen an diesen Kanälen auch Costa-Ricaner. Wir befinden uns halt wirklich nur in den Ausläufern der Tortuguero Kanäle und weit entfernt vom Tortuguero Nationalpark. Aber egal, was wir hier zu sehen bekommen ist traumhaft. Als nächstes sehen wir einen faulen Brüllaffen oben im Baum liegen. Leider streckt er uns seinen Allerwertesten zu. Nur ein Brüllaffe? Das ist ungewöhnlich, normal treten die immer in Gruppen auf, na wer weiß wo die sich rumtreiben. Wir fahren ein kleines Stück weiter und plötzlich behauptet einer aus unser Gruppe ein Faultier gesehen zu haben. Na klar, der Bootführer und Gaby haben nichts gesehen, aber einer von uns. Aber der Bootsführer schaut in die gezeigte Richtung und dreht sofort um. Das ist ja schon mal vielversprechend.
Im letzten Jahr haben wir auch ein Faultier gesehen, allerdings musste man schon sehr genau hinsehen, eigentlich war nur ein Knäul im Baum zu erkennen. Das ist dieses Mal komplett anders, das Faultier hängt sehr gut sichtbar im Baum. Es klammert sich an einen Ast und lässt sich einfach hängen. So sind sie halt. Wie der Name schon sagt bewegen sich Faultiere nur sehr langsam. Der Bootsführer steuert das Boot perfekt in Position, sodass wir einen perfekten Blick auf das Faultier haben. Beim Faultier ist der Vorteil das hier wirklich jeder in Ruhe seine Bilder machen kann. Haben Faultiere einen schönen Platz gefunden, hängen sie oft stundenlang, manchmal tagelang fast regungslos im Baum. Hinzu kommt das Faultiere ja bis zu 20 Stunden am Tag schlafen. Unser Faultier hier ist aber wach, zumindest teilweise, denn es dreht ab und zu mal den Kopf und zwinkert mit den Augen. Wie immer bei Faultieren sieht es aus als wenn es uns anlächelt. Faultiere verbringen fast ihr ganzes Leben in den Bäumen. Mit ihren „Fingern“ die in Wirklichkeit Krallen sind können sie sich perfekt in den Bäumen bewegen. Vom Baum kommen sie eigentlich nur alle 1-2 Wochen einmal um ihr Geschäft zu erledigen. Das geht komischerweise nicht vom Baum aus. Am Boden können sich Faultiere nur sehr unbeholfen bewegen und dort sind sie auch leichte Beute für ihre Feinde. Im Wasser hingegen sind sie erstaunlich sicher. Manchmal lassen sie sich einfach von einem Ast ins Wasser fallen. Auch um Feinden zu entkommen
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Bei diesem Faultier hier handelt es sich übrigens um ein Dreifinger-Faultier. Das Dreifinger-Faultier hat 3 Krallen an den Vorderfüßen, während das Zweifinger-Faultier nur 2 Krallen an den Vorderfüßen hat. An den Hinterbeinen haben sowohl das Dreifinger-Faultier, als auch das Zweifinger-Faultier 3 Krallen. Wir könnten das Faultier stundenlang beobachten, aber nachdem wirklich alle in Ruhe Bilder gemacht und eine Weile geschaut haben, müssen wir weiter, schließlich wollen noch mehr Tiere von uns bestaunt werden. Wie im letzten Jahr stoppt der Bootsführer auf einmal und fährt ans Ufer. Im Dickicht hat der Bootsführer einen Kaiman entdeckt. Er fährt von links nach rechts und versucht das Boot so zu dirigieren das jeder einen kurzen Blick auf den Kaiman erhaschen kann. Das ist aber sehr schwierig, da man immer nur ein Auge und ein Stück des Mauls zwischen den Ästen aus dem Wasser gucken sieht. Der Körper und der Schwanz sind dagegen gut zu erkennen. Um einen Blick zu erhaschen müssen wir vorne auf das Bug des Boots steigen.
Nach einem kurzen Stück stoppen wir schon wieder. An einem Baumstamm am Ufer hat der Bootsführer einen Basilisken entdeckt. Die Männchen sind wunderschön. Sie sehen aus als wenn er direkt aus Jurassic Park stammt. Etwas größer zoomen und schon könnte es ein Dinosaurier sein. Aber nur die männlichen, die weiblichen Basilisken sehen harmloser aus. Ein Weibchen sehen wir dicht neben dem Baum im Schilf am Uferrand. Basilisken werden auch Jesus-Christus-Echse genannt, denn sie können übers Wasser gehen. Die Basilisken gehören zu der Familie der Leguane.

 
Wir fahren noch ein Stück weiter und sehen noch ein paar Wasservögel. So nun scheint es Zeit zu werden das wir uns auf den Rückweg machen. Das Boot dreht und unser Bootsführer gibt ordentlich Gas.
Aber sehr weit kommen wir nicht. Diesmal ist es der Bootsführer der auf einen Baum am Ufer zeigt und behauptet dort befindet sich ein Faultier. Na dann wollen wir doch mal sehen. Langsam schiebt er sein Boot in Position. Und tatsächlich ist dort ein Faultier. Das sitzt faul im Baum oder besser gesagt hat es sich in einer Astgabel bequem gemacht und schläft. Super, noch ein Faultier in Foto Pose, dass ist doch ganz nach unserem Geschmack.
Weiter geht es Richtung Anleger, kurz bevor wir diesen erreichen sehen wir noch einen richtig großen Leguan auf einem umgestürzten Baum sitzen. Ein netter Abschied vom Tortuguero Kanal, denn kurz danach erreichen wir den Anleger, wo die Bootstour endet.
 
Die Rückfahrt nach Puerto Limon dauert nur 15 Minuten. Wir fahren noch durch die Vororte von Puerto Limon um einen kleinen Überblick der Wirtschaft und Kultur von Costa Rica zu bekommen. Die Situation in Costa Rica und Puerto Limon im Besonderen ist zurzeit recht angespannt. Eine Steuerreform hat dazu geführt, dass jeder vierte Betrieb geschlossen wurde. Die Arbeitslosigkeit ist daher sprunghaft angestiegen. Die letzten Jahre hat sich die Spannung zwischen Arm und Reich weiter verschärft. Die Lebenshaltungskosten steigen kontinuierlich, die Einkommen aber nicht, und es kommen viel illegale Einwanderer aus Nachbarländern mit Krisenherden. Es gibt viele Probleme mit Drogen, Alkohol, Prostitution. Wir sehen Tagelöhner die Schlange stehen um ihr Gehalt ausgezahlt zu bekommen. So nun wird es Zeit uns von Gaby zu verabschieden. Gaby war sehr nett und zuvorkommend, aber sie blieb konsequent bein “SIE” obwohl wir alle ihr mehrfach gesagt haben das uns das “DU” lieber wäre.
Vor der Verabschiedung empfiehlt uns Gaby noch den Crucero Coffee Shop an der Ecke des Gebäudes gegenüber vom Hafeneingang und den Vargas Park gleich rechts daneben auf der anderen Straßenseite. Hier sollen sich oft auch Faultiere aufhalten. Im Crucero Coffee Shop waren wir im letzten Jahr bereits. Die Preise sind heftig, aber die Qualität ist wirklich top. Wer also gute Kakao Produkte oder Kaffee sucht, der ist hier richtig. Auch den Vargas Park mit seinem alten karibischen Baumbestand und seinem hübschen Pavillon, sowie sein Denkmal das an den Eisenbahnbau in Costa Rica erinnert haben wir uns im letzten Jahr bereits angesehen. Wir haben mächtig Durst und somit zieht es uns zurück an Bord der Mein Schiff 1.
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Wir gehen an die Außenalsterbar und trinken erstmal zwei große kühle Getränke. Warum ich das erwähne? Während der Tour gab es heute nichts zu trinken. Fairerweise muss man sagen das stand auch ganz klar in der Ausflugsbeschreibung von Red Frog Tours. … Bitte mitnehmen: Wasserflasche mindestens 0,5l (!), Brötchen oder Kekse als Snack zu Mittag - da volles Programm, ist kein Restaurant eingeplant.” Entsprechend hatten wir vorgesorgt, aber bei dem langen Tag hatten wir inzwischen trotzdem richtig Durst. Nun bin ich ja bereits beim Fazit. Das Gaby nicht mal ein paar Flaschen Wasser im Bus hatte ist der einzige Kritikpunkt. Die Tour "Regenwald Seilbahn Veragua mit Tortuguero Kanäle" hat uns wirklich sehr, sehr gut gefallen. Es ist schon etwas anderes wenn man den ganzen Tag mit absoluten Fachleuten unterwegs ist. Das ist an vielen Details dann doch deutlich zu erkennen. Der Ausflug war zwar relativ teuer, aber bei der TUI gibt es diesen kombinierten Ausflug gar nicht. Da gibt es nur entweder Tortuguero Kanäle oder Veragua Regenwald. Außerdem hält man sich mit Gaby Höbert länger im Veragua Regenwald auf als bei offiziellen Schiffsausflügen. Für uns ist die kleine Gruppengröße und somit individuelle Betreuung bei privaten Veranstaltern auch immer ein sehr wichtiger Punkt. Wir können eine Tour mit Red Frog Tours mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
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Beim Auslaufen schauen wir sehnsüchtig auf einen tollen Tag zurück. Costa Rica hat uns wieder sehr gut gefallen. Das Wetter hat auch dieses Mal perfekt mitgespielt, was bei den Regenmengen die sich im Laufe des Jahres über Costa Rica ergießen nicht unbedingt zu erwarten war. Es war einfach ein rundherum genialer Tag.
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