San Gimignano
San Gimignano ist mein persönliches Highlight unserer Toskanarundreise. Wunderschön auf dem 324m hohen Hügel gelegen, der das Elsa-Tal dominiert.
Das einzige was uns sofort negativ aufgefallen ist, die Stadt hat ein Parkplatzproblem. Okay, nicht im Februar, als wir da waren, aber im Sommer möchte ich hier nicht herfahren. Klar vor der Stadt gibt es ausgeschilderte Parkplätze, aber im Jahr sollen angeblich mehr als 8 Millionen Menschen San Gimignano, mit seinen nur 7600 Einwohnern besuchen. Das wären im Jahresdurchschnitt etwa 22000 pro Tag. Wie die wenigen Parkplätze für so viele Besucher reichen sollen, ist mir nicht klar, aber nun gut ist nicht meine Sorge... Wie gesagt, wir hatten das Problem nicht und konnten direkt vor der Stadtmauer parken. Den Besucheransturm verdankt die Stadt ihrem Ruf als Manhattan des Mittelalters. Die Silhouette mit ihren hoch aufragenden Türmen gehört zu den meist-fotografierten Motiven der Toskana.
Es ist allerdings schon ein wenig aberwitzig ,dass ausgerechnet die 15 noch erhaltenen mittelalterlichen Wohntürme San Gimignano berühmt machen, und zu Wohlstand verhelfen würden.
Im 13. Jahrhundert, als die Stadt freie Republik war, die von Konsilien regiert wurde, hatte San Gimignano einen rasanten Aufschwung erlebt. Um 1340 gab es 72 dieser Wohntürme. Jede wohlhabendere Familie hat sich einen Wohnturm gebaut. In Wehrtürmen zu wohnen, war zu dieser Zeit keine übertriebene Vorsichtsmaßnahme: Erstens mussten die Toskaner täglich mit Angriffen der Nachbarstädte rechnen, zweitens tobte wegen der Auseinandersetzung der guelfischen Familie Ardinghelli mit der ghibellinischen Familie Salvucci, zwischen dem Ende des 13. bis Mitte des 14. Jahrhundert, ein Bürgerkrieg in San Gimignano.
Dann kam 1348 die große Pest, der die Hälfte aller Einwohner zum Opfer vielen. Danach übernahm Florenz die Macht in der Stadt. Von diesem Moment an besaß San Gimignano nie wieder eine autonome Regierung. Damit war eine generelle Verarmung verbunden. Seitdem wurde in San Gimignano nicht mehr gebaut. Während mächtigere Städte wie Siena, Lucca oder Florenz die unzeitgemäßen Wohntürme abrissen, um komfortablere Paläste zu errichten und ihre Stadtmauern erweitern, blieb in San Gimignano wegen Geldmangels alles beim Alten. Die Armut von damals ist also heute das Glück von San Gimignano und all seinen Besuchern, somit auch unser.
Wir bummeln durch die leeren Gassen und lassen uns einfach treiben. Den im Reiseführer hochgepriesenen Dom kann ich nicht empfehlen, auch wenn er einen der wichtigsten Kunstschätze der Welt beherbergen soll.
Aber sonst hat uns fast jeder Winkel der Stadt gefallen. Noch ein Tipp, das Foto von der berühmten „Skyline“ von San Gimignano macht man am besten von einem kurz vor der Stadtmauer abzweigenden Feldweg.
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