African Odyssey, der Touranbieter in der Chobe Marina Lodge, hatte sowohl morgens, als auch abends eine Pirschfahrt im Angebot. Außerdem die Bootstour von gestern und einen Tagesausflug zu den Victoria Falls. Wer vorher mit African Odyssey in Kontakt treten möchte, kann das hier tun: mailto:ao@chobenet.com. Wir überlegten lange hin und her ob wir lieber morgens oder abends auf Pirschfahrt gehen wollen und entschieden uns dann einfach beide zu buchen. Morgens ist die Chance auf Raubkatzen größer und abends auf Elefantenherden.

Wir wollten beides sehen, außerdem wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch viel Zeit im Chobe Nationalpark verbringen. Ich berichte hier chronologisch, damit ihr sehen könnt welche Tiere wir, wann gesehen haben. Aufsitzen, es geht los…
Von der Chobe Marina Lodge fahren wir direkt zum Sedudu Gate, dem Eingangstor zur Chobe Riverfront. Dem Teil des Chobe Nationalpark am Chobeufer zwischen Kasane und Ngoma Bridge. Wir halten am Tor und unser Guide erledigt im Büro alle Formalitäten. Das geht nur wenn man die Tour bei einem Veranstalter gebucht hat. Falls ihr auf eigene Faust in den Chobe Nationalpark wollt, müsste ihr zuvor beim Chobe Wildlife Office Eintrittsgebühren für den Besuch des Chobe Nationalparks bezahlen.


Das Büro liegt von Kasane kommend kurz vor der Zufahrt zum Sedudu Gate auf der rechten Seite. Wer im Chobe Nationalpark campen möchte muss hier ebenfalls bezahlen. Nebenan befindet sich auch das Anti-Poaching Office. Das Büro der Wilderei-Bekämpfung. Unser Guide ist wieder da und auf geht es in den Riverfront Bereich des Chobe Nationalpark. Der Park gliedert sich in 3 unterschiedlichen Teilen, zu den anderen Teilen später mehr. Bereits kurz nach der Einfahrt in den Park führt die Piste hinab zum Ufer des Chobe Rivers.

Die Riverfront ist der Teil des Chobe Nationalparks, der am stärksten frequentiert wird. Das liegt in erster Linie an der Nähe zu den Lodges in Kasane, in wenigen Minuten ist man von den Lodges mitten im Park. Aber um es gleich vorweg zu sagen, wir haben nicht empfunden, dass es hier von Touristen wimmelt. Wir erreichen das Ufer des Chobe Rivers etwa auf der Höhe, des Zusammenfluss von Northern Channel und Southern Channel. Also da, wo wir gestern mit dem Boot "abgebogen" sind. Obwohl wir früh am Morgen unterwegs sind und es noch angenehm kühl ist, haben wir bis hier nur wenig Tiere gesehen.
Klar ein paar hübsche Impalas, aber das war es dann auch schon. Unten am Chobe River hoffen wir nun auf die großen Elefantenherden, für die, die charakteristisch wildreichen Auen und Schwemmgrasflächen des Chobe Nationalparks ja bekannt sind. Aber wir sehen nur in der Ferne einen einzelnen Büffel und direkt am Ufer drei Hippos außerhalb des Wassers, von denen eines auch mal kurz schaut, sonst sehen wir nur deren dicke Hinterteile. Ein Stück weiter dann mal eine Giraffe und eine Gruppe Büffel direkt am Weg. Die schauen uns mit großen Augen misstrauisch an. Wir schauen bestimmt mindestens so misstrauisch zurück.



Wir sind bis hierher sehr überrascht, dass wir nicht mehr Tiere sehen. Es heißt am Chobeufer gibt es Elefantengarantie. Wo kann ich die Garantie einlösen? :-) Unser Guide wird langsam auch etwas unruhig, schließlich möchte auch er uns die vielen schönen Tiere in seiner Heimat präsentieren. Die „River Bank"-Route direkt am Chobeufer ist als Einbahnstraße ausgewiesen. Die darf nur vom Gate in Richtung Serondela Picknick Site gefahren werden. Zu tiefsandig ist dieser Bereich und wenn ein Fahrzeug hier beim Ausweichen die Piste verlassen muss, ist das Risiko groß, dass man sich festfährt. Den Rückweg zum Gate muss man die Waldpiste nehmen. Wir fahren kreuz und quer durch diesen Teil des 1968 geschaffenen und 11698 km² großen Chobe Nationalparks, aber sehen nur vereinzelt Tiere. Wenn ich euch schon am Boden wenig Tiere zeigen kann, dann schauen wir doch mal auf den Bäumen und in den Büschen. Zunächst oben im Baum noch ein Geier. In der Sonne sieht auch der hübsch aus. Im Chobe Nationalpark soll es 450 Vogelarten geben. Eines der schönen Exemplare ist für mich die bunte Gabelracke. Auch Grünscheitelracke oder Gabelschwanzracke, in Fachkreisen auch Coracias caudatus genannt. :-))
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Wir erreichen die Serondela Picknick Site. Alle man aussteigen. Aber warum darf man hier eigentlich aussteigen? Der Picknickplatz ist nicht eingezäunt. Was hält den Löwen davon ab statt Antilope Mensch zum Frühstück zu essen?

Auch ist der Bereich nicht sonderlich übersichtlich. Überall sind Büsche. Auch der Weg zu den steinernen Toilettenhäuschen führt vorbei an Büschen. Die Betontische stehen am Hochufer des Chobe Rivers. Unser Guide reicht Kekse und Getränke und schwingt sich ans Funkgerät um zu erfahren ob seine Kollegen mehr Glück mit Tiersichtungen gehabt haben. Aber es scheint insgesamt ein mauer Morning Drive zu sein.
Mit der Serondela Picknick Site haben wir den westlichsten Punkte unserer Pirschfahrt erreicht. Fährt man von hier weiter Richtung lhaha und darüber hinaus bis zum Ngoma Gate trifft man immer weniger Touristen. Dummerweise in der Regel aber auch weniger Tiere. Bevor die lhaha Campsite errichtet wurde, war Serondela Picknick Site der staatliche Campingplatz. Ein Blick zur Uhr verrät uns, dass schon 2/3 der Pirschfahrt um ist. Da auch unser Fahrer gerne noch eine Runde am Ufer entlang drehen möchte, packen wir zusammen, vielleicht haben wir ja doch noch Glück. Nach ein paar hundert Metern kommen wir an den Ruinen von Serondela und dem einsamen Grab von Pop Lamont vorbei. Bevor der Chobe National Park 1968 gegründet wurde, war Serondela eine kleine Siedlung und eine Sägemühle. Als der Nationalpark gegründet wurde, mussten alle Bewohner umgesiedelt werden, da ständige Siedlungen im Nationalpark verboten sind. „Pop" William Lamont, der ehemalige Vorarbeiter, ließ sich nicht umsiedeln und erstritt eine Sondergenehmigung. Er lebte hier bis er 1974 starb und auch hier beerdigt wurde.
Wir biegen wieder auf die River Bank Route und haben zunächst genauso wenig Glück was die Big Five betrifft, bis, ja bis auf einmal dieser Prachtbursche direkt neben unserem Jeep aus dem Gebüsch kommt. WOWWWWWW unglaublich. Mensch was war ich schon glücklich über den Leoparden im Etoscha Nationalpark in Namibia, aber der hier ist der absolute Höhepunkt was Tierbeobachtungen in diesem Urlaub angeht. Vorsichtig, leicht geduckt kommt er aus dem Gebüsch geschlichen.

Schaut sich um, legt sich hin, macht eine Rolle und streckt uns die Zunge raus. So sieht es zumindest aus. Dann springt er auf und schleicht sich vorsichtig vorwärts. Wir folgen ihn. Als wir schon glauben er hat sich in die Büsche verschlagen, kommt er ein Stück weiter vorne wieder hervor.

Plötzlich laute Geräusche, quicken oder lachen, wie man es auch immer einordnen möchte. Unser Guide erklärt uns das waren Implas. Der Leopard hat versucht sich anzuschleichen, aber die Impalas haben ihn entdeckt und ihm das auch mitgeteilt. So nach dem Motto: "Wir haben dich gesehen, du brauchst dir keine Mühe mehr zu geben, wenn du dichter kommst laufen wir weg." Ein Leopard hat im Sprint nur auf den ersten Metern eine Chance gegen die Impalas, schon auf mittleren Distanzen sind die Impalas schneller. Somit benötigt er den Überraschungsangriff. Die Überraschung ist jedoch dahin und der Leopard sieht auch ein, dass er sich keine Mühe mehr geben braucht.
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Enttäuscht schleicht er in unsere Richtung zurück. Die neben dem anschleichen, Jagd der Leopard auch gerne passiv. Er wartet bis die Beute vorbei kommt und schlägt dann zu. Entweder von einem Baum aus, oder auch in hohen Gras kauernd. Unser Leopard schaut fast beleidigt aus, er geht nochmal an uns vorbei, bevor er nun wirklich zurück in den Busch schlendert. Wow war das genial. Da passiert den ganzen Morgen recht wenig und kurz vor Schluss des Morning Drives dann so ein Höhepunkt.
 

Zufrieden schauen wir auf unsere Fotos. Auch unser Guide ist nun zufrieden und fährt zurück auf die Waldroute um zum Sedudu Gate zurück zu fahren. Wir scheinen spät dran zu sein, unser Guide gibt mächtig Gas, bis er plötzlich abrupt bremst und sagt: Dort hinter unter dem ausgehöhlten Baum liegt noch ein Leopard. Wo? Ach da, tatsächlich. Wie hat er den bei dem Tempo nur gesehen? Dieser Leopard ist etwa so weit weg, wie der im Etoscha Nationalpark und macht sich gerade auf den Weg tiefer in den Busch. Somit war das ein kurzes Vergnügen, aber trotzdem. Unser dritter Leopard in diesem Urlau. Das tilgt mein Kamera Desaster aus dem Krüger Nationalpark voll und ganz.
 

Wenige Minuten später erreichen wir das Sedudu Gate des Chobe Nationalparks. Kurz darauf setzt uns unser Guide an der Chobe Marina Lodge ab, wo wir dreckig wie wir sind gleich zum Frühstück gehen, bevor abgeräumt wird.
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